Bei vielen Kindern geht es im Alter von ungefähr sechs Jahren los: Die ersten Milchzähne verabschieden sich und machen Platz für die „erwachsenen“ Zähne. Oftmals spielen die Kids an einem losen Wackelzahn herum und so manch ein Elternteil möchte dem Kinderzahn nur zu gern etwas nachhelfen. Doch: Dürfen wir einen Wackelzahn ziehen? Ob es sinnvoll ist oder du besser die Finger davon lassen sollst, erfährst du hier.
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Der erste Wackelzahn: Das passiert im Kindergebiss
Rund um den 6. Geburtstag geht es für viele Kinder los – für manche auch schon mit vier oder fünf oder erst mit acht Jahren: Der erste Zahn – in der Regel ein Schneidezahn im Ober- oder Unterkiefer – wackelt, fällt schließlich heraus und macht so Platz für den ersten bleibenden Zahn. In drei Phasen wechselt das Milchgebiss auf diese Weise zum bleibenden Gebiss, das schon lange im Kiefer angelegt ist. Da sich die Wurzeln der Milchzähne nach und nach auflösen, drücken die bleibenden Zähne sie schmerzfrei aus dem Kiefer. Es dauert ungefähr bis zum 24. Lebensjahr, bis das bleibende Gebiss vollständig ist.
So sehen die drei Phasen des Zahnwechsels aus:
- Phase in den ersten Grundschuljahren: Die ersten großen Backenzähne (Sechsjahrmolaren) brechen durch und die Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer wechseln.
- Phase im Alter von ca. 9 bis 12 Jahren: Wechsel der kleinen Eck- und Backenzähne und die zweiten großen Backenzähne brechen durch.
- Phase im Alter zwischen 17 und 24 Jahren: Die Weisheitszähne brechen durch – vorausgesetzt, sie sind vorhanden und es ist ausreichend Platz im Kiefer.
Das vollständige bleibende Gebiss enthält mit allen Weisheitszähnen 32 Zähne.
Übrigens: Man ist nicht mehr oder weniger „weise“, wenn die Weisheitszähne nicht angelegt sind oder entfernt werden mussten, weil der Platz im Kiefer zu eng war. Sie heißen ganz einfach so, weil sie erst so spät kommen.
Wackelzähne richtig pflegen: So geht’s
Auch ein wackeliger Zahn muss gründlich geputzt werden – zwei Mal täglich für mindestens zwei Minuten. Wichtig ist, dass wirklich jeder Zahn erwischt wird. Da eine frische Zahnlücke empfindlich ist, sollten Kinder sie behutsam putzen und Eltern ebenfalls darauf achten, sie beim Nachputzen sanft zu reinigen.
Wie lange wackelt ein Zahn, bevor er schließlich herausfällt?
Das kann ganz unterschiedlich sein. Im Durchschnitt vergehen sechs Wochen vom ersten, zarten Wackeln, bis der Zahn schließlich raus ist.
Wackelzahn ziehen: Sollen Eltern nachhelfen?
Hier ist die zahnärztliche Meinung klar: Sofern der Milchzahn beschwerdefrei im Kindermund wackelt, soll er von selbst herausfallen. Von alten Tricks wie der Schnur an der Türklinke wird ganz klar abgeraten. Denn das könnte zu unnötig starken Blutungen führen und dein Kind erschrecken. Ein Wackelzahn, der ganz ohne Nachhelfen irgendwann herausfällt, blutet nicht oder nur ganz leicht und tut deinem Kind nicht weh. Schmerzende Wackelzähne und wundes Zahnfleisch solltest du in jedem Fall zahnärztlich abklären lassen.
Der Wackelzahn bereitet Schmerzen: Wann zum Zahnarzt?
Üblicherweise ist der Zahnwechsel schmerzfrei. In manchen Fällen kann es jedoch sein, dass der Wackelzahn deinem Kind Schmerzen bereitet. Das können Gründe dafür sein:
- Zahnfleischentzündungen (Gingivitis): Setzen sich Bakterien und Plaque an den Wackelzähnen ab, kann sich das Zahnfleisch entzünden. Es ist gerötet und geschwollen. Eine gute Mundhygiene ist daher auch bei Wackelzähnen wichtig.
- Karies: Die Nerven von Milchzähnen sind größer als die der bleibenden Zähne. Ist ein Milchzahn schwer von Karies befallen, kann es sein, dass er schmerzt, auch wenn er bereits wackelt.
- Haifischzahn: Als Haifischzahn werden bleibende Zähne bezeichnet, die in zweiter Reihe hinter dem Milchzahn wachsen, der selbst noch gar nicht wackelt. Da der Haifischzahn nicht durch die Zahnlücke eines Wackelzahns wächst, kann er das Zahnfleisch entzünden und Schmerzen verursachen.
Wackelzahn fällt nicht aus – lieber doch nachhelfen?
Manche Milchzähne lassen sich Zeit, bis sie schließlich herausfallen. Sofern bei den regelmäßigen Zahnarztbesuchen alles unauffällig ist, sollte dich das nicht beunruhigen. Keine Panik also, wenn dein Kind vielleicht erst mit acht Jahren den ersten Milchzahn verliert.
Es kann aufgrund genetischer Veranlagung jedoch auch sein, dass sich ein Milchzahn nicht lockert. In diesem Fall kann das Ziehen des Milchzahns durch den Zahnarzt bzw. die Zahnärztin notwendig sein. Das gleiche gilt beim Haifischzahn, sollte der Milchzahn nach einer gewissen Zeit nicht wackeln. Der bleibende Zahn, der bereits hinter dem Milchzahn durchgebrochen ist, wird nach dessen Entfernung in der Regel durch den Zungendruck und die Lippenmuskulatur in die richtige Position gerückt.
Der Wackelzahn hängt noch, obwohl der neue Zahn zu sehen ist: Was tun?
Vielleicht spielt dein Kind am Tisch mit der Zunge an einem Wackelzahn herum, der nur noch an einem kleinen Stückchen zu hängen scheint. Oooh, was juckt es da in den Fingern, dem Nachwuchs beim Entfernen des Zahns doch etwas nachzuhelfen. Aber es gilt: Finger davon lassen und den Wackelzahn alleine herausfallen lassen bzw. das Kind entscheiden lassen, ob es nicht versuchen möchte, den Zahn herauszuziehen. Natürlich nur, wenn das keine Schmerzen verursacht.
Wackelzahnpubertät: Emotionales Auf und Ab während des Zahnwechsels
„Wackeln die Zähne, wackelt die Seele“. Kennst du den Spruch? Er beschreibt sehr gut, wie sich unser Nachwuchs mit den vielen Veränderungen, die mit dem Zahnwechsel einhergehen, fühlt. Sie verabschieden sich vom Kindergarten, in dem sie zuletzt „die Großen“ waren, und starten das neue Kapitel Schule. Sie machen einen kleinen Schuss nicht nur im Körperwachstum, sondern auch im Autonomiebedarf. Vielleicht fällt dir auf, dass dein Kind mutiger, entschlossener, ehrgeiziger oder auch ängstlicher, aufmüpfiger und wütender ist – zumindest phasenweise. Auch mit dem Zahnwechsel endet ein Stück Kindlichkeit, denn die erwachsenen Zähne kommen nun. Das kann für eine Gefühlsachterbahn sorgen und wird daher gerne als Zahnlücken- oder Wackelzahnpubertät bezeichnet. Steh deinem Kind in dieser Phase mitfühlend und verständnisvoll bei: Gib ihm Zuwendung, wenn es danach verlangt, aber ebenso Freiräume, wenn ihm gerade einfach alles zu viel ist.
Zahnfee: Den Zahnwechsel des Kindes zu einem schönen Erlebnis machen
Du kannst die aufwühlende Zeit des Zahnwechsels zu einem besonderen Erlebnis machen, indem du beispielsweise die Zahnfee oder Zahnmaus nachts ins Kinderzimmer kommen lässt. Den ausgefallenen Wackelzahn soll dein Kind unter sein Kopfkissen legen. Im Tausch dafür lässt die Zahnfee ein Geldstück oder eine andere kleine Überraschung, wie etwa ein Pixi-Buch, unter dem Kissen liegen.
Freu dich für dein Kind, wenn es einen neuen Wackelzahn verliert und es ein Stückchen mehr in Richtung Großwerden geht. So freuen sie sich auf weitere Wackelzähne, auch wenn diese vielleicht mal zwicken oder zwacken sollten.
Quellen
Zahn.de | muenchen-kinderzahnarzt.de | stiftung-gesundheitswissen.de