Er beschäftigt wohl alle Eltern: der Kinderschlaf. Im Babyalter machen so manche Säuglinge die Nacht zum Tag. Nach dem ersten Geburtstag wird alles besser? Darüber können viele Eltern nur müde lächeln. Doch wusstest du, dass sich der Schlaf für Kinder im Alter von 2 Jahren grundlegend ändert? Wir erklären dir, warum das so ist.
Inhalt
Babyalter: Gehirn braucht viel Schlaf zum Wachsen
Neugeborene schlafen sehr viel am Tag. 16 bis 18 Stunden von den 24 Stunden, die der Tag hergibt, schlummern sie in den ersten Monaten dahin. Kinder im Alter zwischen 1 und 2 Jahren schlafen 11 bis 14 Stunden am Tag. Und das ist gut so, denn: Das Gehirn wächst in dieser Zeit sehr schnell. 60 Prozent ihrer Schlafenszeit verbringen Babys in einem aktiven Schlaf, dem REM-Schlaf. REM steht für Rapid-Eye-Movement und zeigt an, dass in diesem Schlafstadium eine höhere Hirnaktivität stattfindet. Das Gehirn baut Synapsen auf und verstärkt diese, wie ein Forschungsteam aus den USA erklärt. Neuronen werden miteinander verbunden und ihre Kommunikation miteinander ermöglicht. Die gesamte Hirnstruktur wird im REM-Schlaf aufgebaut. Daher solltest du dein schlafendes Baby nicht aufwecken!
Kinderschlaf wird ab 2 Jahren erwachsen
Mit ca. 2,4 Jahren ändert sich dieser Prozess: Das Schlafmuster von Kindern – besonders in Bezug auf den REM-Schlaf – wird dem von uns Erwachsenen immer ähnlicher. Der REM-Schlaf geht deutlich zurück. Der Hauptzweck des Schlafes ist nun nicht mehr der Aufbau des Gehirns, sondern seine Instandhaltung. Im Schlaf wird das Gehirn entrümpelt und Schäden repariert, die über den Tag entstanden sind.
Welche Schäden bitte?!
Wie das US-amerikanische Forschungsteam dem MDR erklärt, entstehen bei allen Tieren und uns Menschen im Wachzustand kleine neurologische Schäden – z.B. durch den Blutfluss oder durch Chemikalien, die der Körper täglich produziert. Dadurch können sich Ablagerungen unter anderem in den Genen anreichern, die im schlimmsten Fall zu Krankheiten im Gehirn führen können. Während des Schlafes regeneriert sich das Hirn und der ganze „Abfall“, der sich am Tag angesammelt hat, wird entsorgt und die kleinen Schäden behoben.
Je größer das Hirn, desto kürzer die REM-Schlafphase
Die Forscher:innen erklären weiter, dass auch die Größe des Gehirns den REM-Schlaf beeinflusst. Je größer das Gehirn, desto kürzer ist die REM-Schlafphase. Kinder im Alter von ca. 10 Jahren verbringen nur noch etwa 25 Prozent der Schlafenszeit im REM-Schlaf. Bei über 50-Jährigen sind es nur noch ca. 15 Prozent.
Wie sehen die Schlafphasen von Kindern ab 2 Jahren aus?
Die Schlafphasen von Kindern ab 2 Jahren sind die gleichen wie von Erwachsenen – unterscheiden sich aber in der Länge der jeweiligen Schlafphasen. Der Schlaf besteht aus
- Einschlafphase
- Leichtschlaf
- Tiefschlaf
- REM-Schlaf
Alle vier Schlafphasen kommen in einem Schlafzyklus vor. Der Gesamtschlaf besteht aus mehreren Schlafzyklen, die bei einem Kind bis zu 3 Jahren etwa 60 Minuten dauern. Mit ca. 5 Jahren haben Kinder einen ähnlichen Schlafrhythmus wie Erwachsene. Die Länge der Schlafzyklen beträgt dann ca. 90 Minuten.
Wie lange soll der Mittagsschlaf bei 2-Jährigen sein?
Viele Kinder im Alter von zwei Jahren schlafen noch ein bis zwei Stunden am Tag und 10 bis 12 Stunden in der Nacht. Es gibt jedoch auch Kinder, die mit zwei Jahren keinen Mittagsschlaf mehr benötigen. Schlafen sie noch tagsüber, kann die Zu-Bett-Gehzeit am Abend seeehr spät werden.
Das Einschlafen dauert ewig bei meinem 2-jährigen Kind – was kann ich tun?
Dass das Einschlafen länger dauert könnte daran liegen, dass sich der Schlafrhythmus von deinem Kind verändert. Es hat abends einfach mehr Energie und kann länger wachbleiben. Legst du deinen Schatz zu früh ins Bett, ist er vielleicht noch nicht müde genug. So kann es sein, dass er erst nach einer Stunde (oder länger…) einschläft. Das kannst du ausprobieren, wenn das Einschlafen sehr lange dauert:
- Mittagsschlaf kürzen oder weglassen: Der Schlafbedarf von Kindern ist sehr unterschiedlich. Manche brauchen mit 2 Jahren schon so gut wie keinen Mittagsschlaf mehr. Versuche, den Mittagsschlaf zu kürzen oder ganz ausfallen zu lassen und beobachte, wie sich dein Kind verhält. Ist es munter bis zum Abend, wird es mit Sicherheit früher ins Bett gehen und schnell einschlafen. Ist dein Kleinkind unleidig, solltest du den Mittagsschlaf noch nicht abschaffen.
- Schlafenszeit nach hinten verlegen: Verlege die Schlafenszeit um eine halbe bis eine Stunde nach hinten. Wenn dein Schatz ansonsten ausgepowert ist, sollte das Einschlafen schneller klappen.
- Für ausreichend Bewegung sorgen: Um am Abend gut schlafen zu können, sollte dein Schatz tagsüber ausreichend Bewegung bekommen.
- Den Tag ruhig ausklingen lassen: Die letzte Stunde vor dem Zu-Bett-Gehen sollte möglichst ruhig sein. Manche Kinder kann wildes Spielen und Toben sehr aufkratzen und sie finden nur schwer in den Schlaf. Dimme das Licht und lies noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor, damit sich dein Schatz entspannen kann. Kuschelt ganz viel – sofern dein Sprössling das mag – und sprecht noch kurz über den Tag. Dann heißt es: Gute Nacht.
- Musik zum Einschlafen: Beruhigende Klänge können deinem Kind helfen, seinen Kopf abzuschalten und schneller in den Schlaf zu finden.
- Bildschirmzeit reduzieren: Dein Kind darf abends noch ein kurzes Video oder eine Kinderserie ansehen? Das solltest du mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen einplanen, da das blaue Licht des Bildschirms deinen Schatz wachhalten kann.
- Schlafanzug und Bettzeug an Temperaturen anpassen: Wenn es uns zu warm ist, kann es sein, dass wir schlechter ein- und durchschlafen. Lass dein Kind daher im Sommer notfalls nur mit Windel und einer dünnen Decke schlafen. Sorge im Winter dafür, dass es schön warm in seinem Bett eingekuschelt ist.
Merkst du Unterschiede am Schlafverhalten deines 2-jährigen Kindes? Lass es uns in den Kommentaren wissen!
Quellen
MDR Wissen | Raising Children Network | Junyu Cao et al. ,Unraveling why we sleep: Quantitative analysis reveals abrupt transition from neural reorganization to repair in early development.Sci. Adv.6,eaba0398(2020).