„Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht“. Kennst du den Spruch auch noch? In vielerlei Hinsicht ist der Reim heutzutage überholt. Denn anstatt des reinen Verbots ist es sinnvoller, die Kids altersgemäß bei gefährlicheren Dingen einzubeziehen und aufzuklären. So auch beim Thema Feuer und dem eigenständigen Anzünden von schönen, duftenden Kerzen. Besonders in Zeiten wie Advent, Geburtstagen oder feierlichen Momenten im Familienalltag gehören bei den meisten Kerzen einfach dazu. Sie schaffen eine warme, gemütliche Atmosphäre und gelten für viele Familien als Ritual. Gleichzeitig stellen sie jedoch eine erhebliche Brand- und Verletzungsgefahr dar – insbesondere für Kinder, die die Wirkung von Feuer noch nicht richtig einschätzen können. Dieser Beitrag gibt einen sachlichen Überblick über die wichtigsten Sicherheitsregeln, Aufsichtsmaßnahmen und Verhaltensweisen, um das Anzünden von Kerzen mit Kindern sicher und verantwortungsvoll zu gestalten.
Inhalt
Warum Kinder das Anzünden von Kerzen fasziniert
Kinder sind neugierig – besonders auf Dinge, die leuchten, flackern oder Wärme ausstrahlen. Eine Kerzenflamme ist für sie spannend – aber die Gefahr, die auch von einer kleinen Flamme ausgehen kann, noch schwer einzuschätzen.
Das Interesse an sich ist eine gute Sache: Es bietet Eltern die Möglichkeit, den sicheren Umgang mit Feuer frühzeitig zu vermitteln. Entscheidend ist dabei, klare Regeln zu setzen und stets aktive Aufsicht zu gewährleisten.
Altersgerechter Umgang mit Feuer
Nicht jedes Kind ist im gleichen Alter bereit, mit Feuer umzugehen. Folgende Richtwerte können Eltern helfen, eine Einschätzung zu treffen:
- Kinder unter 5 Jahren: Keine Berührung mit Feuer oder Streichhölzern. In diesem Alter verstehen Kinder die Gefahren nicht vollständig.
- Kinder von 5 bis 7 Jahren: Unter direkter Aufsicht können Eltern das Verhalten von Feuer erklären – z. B. durch gemeinsames Beobachten einer Kerze. Mit einem geeigneten Stabfeuerzeug können Kinder in diesem Alter auch selbstständig Kerzen anzünden – natürlich nur im Beisein der Eltern.
- Ab etwa 8 Jahren: Erste kontrollierte Versuche – z. B. Geburtstagskerze anzünden – sind ab diesem Alter alleine auch mit einem Streichholz möglich. Jedoch nur unter ständiger Aufsicht und nach ausführlicher Erklärung der Sicherheitsregeln.
Die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, ist von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Eltern sollten das Verhalten ihres Kindes genau beobachten und nur schrittweise Verantwortung übertragen.
Grundregeln für sicheres Kerzenanzünden mit Kindern
- Nie unbeaufsichtigt lassen: Eine brennende Kerze darf nie ohne Aufsicht bleiben – auch nicht für wenige Minuten. Kinder können spontan handeln, greifen oder pusten, was gefährliche Situationen auslösen kann.
- Sicherer Standort: Kerzen immer auf einer stabilen, hitzebeständigen Unterlage platzieren.
- Abstand einhalten: Zu Vorhängen, Papier, Pflanzen und Dekoration – mindestens 50 cm.
- Zugluft vermeiden: Wind kann Flammen verformen oder Tropfwachs verspritzen.
- Standfeste Halter verwenden: Nur stabile Kerzenhalter aus Glas, Keramik oder Metall nutzen. Wackelige oder leicht entflammbare Unterlagen (z. B. Holz ohne Schutz) sind ungeeignet.
- Kinder niemals allein anzünden lassen: Kinder dürfen Kerzen nur unter Anleitung und direkter Beobachtung entzünden. Eltern sollten das Feuerzeug oder Streichhölzer sicher aufbewahren – außer Reichweite und Sichtweite der Kinder.
- Brennende Kerzen rechtzeitig löschen: Vor dem Verlassen des Raumes oder vor dem Schlafengehen müssen alle Kerzen vollständig gelöscht sein. Glutreste können mehrere Minuten weiterbrennen.
- Löschmittel griffbereit halten: Eine kleine Löschdecke, ein Eimer Wasser oder ein Feuerlöscher sollte in Reichweite stehen – vor allem in Haushalten mit kleinen Kindern.Wichtige Hinweise zur Brandverhütung
Laut Angaben der Feuerwehr entstehen jedes Jahr zahlreiche Wohnungsbrände durch unsachgemäßen Umgang mit Kerzen. Die wichtigsten Präventionsmaßnahmen sind:
- Kerzen nie in Reichweite spielender Kinder aufstellen.
- Elektrische Alternativen (LED-Kerzen oder Teelichter mit Batterie) sind in Kinderzimmern grundsätzlich sicherer.
- Haustiere können ebenfalls eine Gefahr darstellen – insbesondere Katzen oder Hunde, die neugierig mit der Flamme interagieren.
- Kerzenreste entsorgen, sobald sie zu kurz geworden sind, um sicher im Halter zu stehen.
- Besondere Vorsicht ist in der Weihnachtszeit geboten. Adventskränze und Tannenzweige trocknen schnell aus und können sich innerhalb von Sekunden entzünden.
Aufklärung statt Verbot: Kinder richtig anleiten
Ein vollständiges Verbot von Kerzen kann kontraproduktiv sein. Denn das wortwörtliche „Spiel mit dem Feuer“ kann dadurch umso interessanter werden und sie probieren sich heimlich aus. Kinder sollten lernen, Feuer zu respektieren. Das kannst du mit einfachen Erklärungen und Demonstrationen fördern:
- Erkläre, was Feuer braucht, um zu brennen – also Wärme, Luft, Brennstoff.
- Zeige, wie man eine Kerze sicher anzündet und löscht.
- Besprich, was im Notfall zu tun ist (z. B. nicht weglaufen, Erwachsene rufen, mit Decke ersticken).
Wichtig: Kinder begreifen Zusammenhänge besser, wenn sie selbst kleine Aufgaben übernehmen dürfen – z. B. das Halten des Kerzenhalters oder das Anzünden mit einem speziellen Kindersicherheits-Feuerzeug – z.B. einem Stabfeuerzeug – sobald sie alt genug sind.
Gesundheitliche Aspekte – Kerzenqualität beachten
Neben der Brandgefahr spielt auch die Luftqualität eine Rolle. Viele handelsübliche Kerzen enthalten Paraffin oder synthetische Duftstoffe, die beim Abbrennen Feinstaub und Schadstoffe freisetzen können. Das kann z.B. zu einer Duftstoffallergie führen.
Empfohlen werden daher:
- Bienenwachs- oder Sojawachs-Kerzen mit Naturdocht
- Duftfreie Varianten, besonders in geschlossenen Räumen
- Kurze Brennzeiten und regelmäßiges Lüften
Kinder mit Asthma, Allergien oder empfindlichen Atemwegen sollten möglichst wenig Rauch oder Dämpfen ausgesetzt werden.
Kerzenalternativen für Familien mit kleinen Kindern
Wenn Kinder noch sehr jung sind, bieten sich folgende Alternativen an:
- LED-Kerzen mit warmweißem Licht – flackern täuschend echt und sind fast gefahrlos. Fast gefahrlos deshalb, da LED-Kerzen meist mit Knopfbatterien betrieben werden. An die sollte dein Kind unter keinen Umständen herankommen.
- Solarkerzen oder elektrische Lichterketten für saisonale Dekoration.
- Projektionslichter oder Nachtlichter für stimmungsvolle Atmosphäre ohne Risiko.
Diese Alternativen ermöglichen eine ähnlich wohlige Stimmung wie echter Kerzenschein, ohne dass du dir um Brandgefahren Sorgen machen musst.
Verhalten im Ernstfall – Wenn etwas passiert
Sollte es trotz aller Vorsicht zu einem Zwischenfall kommen:
- Ruhe bewahren: Panik führt zu Fehlverhalten. Schnell und gezielt handeln.
- Kind in Sicherheit bringen: Kinder sofort vom Brandherd entfernen.
- Flammen löschen: Kleine Flammen mit einer Decke oder einem feuchten Tuch ersticken. Kein Wasser auf Fett- oder Wachsbasis gießen.
- Notruf 112 wählen: Bei unkontrolliertem Feuer oder Verletzungen sofort Feuerwehr oder Rettungsdienst verständigen.
- Nachkontrolle: Nach jedem Löschen prüfen, ob noch Glutnester vorhanden sind.
Kinder Kerzen anzünden lassen: Aufklärung & aktive Begleitung wichtig
Kinder eigenständig Kerzen anzünden zu lassen erfordert das Bewusstsein und Aufklärung über die Gefahren sowie ein paar Sicherheitsmaßnahmen. Kerzen können für Kinder faszinierend und lehrreich sein – wenn Eltern ihre Kids bei dem Thema verantwortungsvoll begleiten. Sicherheit steht dabei immer an erster Stelle! Wer klare Regeln aufstellt, hochwertige Kerzen verwendet und die Kinder niemals unbeaufsichtigt lässt, kann schummrigen Kerzenschein bedenkenlos genießen – und gleichzeitig den Kindern den richtigen Umgang mit Feuer vermitteln.
Quellen
br.de